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München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Geheimes Hausarchiv, Mannheimer Urkunden, Oberamt Heidelberg, Nr. 1

Urkunde: Schiedsspruch im Streit zwischen Kurmainz und Kurpfalz

Bingen, 1344 Mai 29 , Ausfertigung

Pergament

Die Ritter Johann von Erligheim, Vitztum zu Heidelberg, Siegfried von Venningen der Alte, Eberhard Kindelmann von Dirmstein und der Landschreiber Heinrich Belchendal entscheiden gemeinsam mit Graf Ruprecht [III.] von Virneburg, Konrad [IV.] Schenk von Erbach, Domdekan Johann und Domherr Konrad von Rietberg sowie Ritter Johann [II.] Marschall von Waldeck als Schiedsleute im Streit zwischen dem Mainzer Erzbischof Heinrich [III. von Virneburg] und den Pfalzgrafen Ruprecht [I.] und Ruprecht [II.] nach Prüfung der Zeugenaussagen wie folgt:
1. Besiegelte und bestätigte das Domkapitel von Mainz die Urkunden des verstorbenen Mainzer Erzbischofs Peter [von Aspelt] an den verstorbenen Pfalzgrafen Rudolf [I.] und seine verstorbene Frau Mechthild [von Nassau] über Burg und Stadt Weinheim nicht, sollen diese frei an die Pfalzgrafen übergeben werden. Besiegelte und bestätigte das Domkapitel jedoch diese Urkunden, so besitzen die Pfalzgrafen das Recht, Weinheim auszulösen und die Rechnungen der erzielten Einkünfte einzusehen. Das Domkapitel selbst darf nicht beweisen, dass es den Vertrag bestätigte. Falls die Pfalzgrafen Stadt und Burg Weinheim zurückerhalten, können Erzbischof und Erzstift mit den Pfalzgrafen die Fragen von Lehen und Eigentum klären.
2. Die schriftlichen Abmachungen bezüglich der Güter in der oberen und niederen Abtei [Lorsch], nämlich zu Fürth und zu Mörlenbach, die zwischen dem verstorbenen Erzbischof Peter [von Aspelt] und dem Mainzer Erzstift einerseits und dem verstorbenen Pfalzgrafen Rudolf [I.] und Ludwig [IV.] andererseits getroffen wurden, sollen Bestand haben.
3. Das Erzstift soll die Altstadt von Weinheim sowie die Ortschaften Laudenbach, Hemsbach, Sulzbach und Hege den Pfalzgrafen zurückgeben, aus denen Letztgenannte ohne Recht herausgedrängt wurden.
4. Das Kloster und Fürstentum Lorsch stehen dem Mainzer Erzbischof und dem Erzstift weiterhin zu. Was an ehemals Lorscher Gütern die Pfalzgrafen oder deren Lehensleute, namentlich die Schenken von Erbach, innegehabt haben, insbesondere Burg und Stadt Weinheim, sollen sie ebenfalls behalten.
5. Die vom Erzstift mit Gewalt errichtete Burg Fürstenau ist Eigen des Pfalzgrafen und ein an den Schenken von Erbach ausgegebenes Lehen. Die Burg ist den Pfalzgrafen und von diesen den Schenken zu übergeben oder abzubrechen.
6. Wegen der Burg Lindenfels schulden die Pfalzgrafen dem Erzstift nichts.
7. Die Ansprüche des Erzstiftes auf Burg Dilsberg werden abgewiesen, da die Pfalzgrafen das Erzstift nicht beraubten, sondern die Burg als Pfand vom Reich erhielten.
8. Die Burg Fürstenberg und das Dorf Rheinböllen dürfen die Pfalzgrafen als Erbgüter behalten.
9. Bei Burg und Stadt Alzey handelt es sich um Eigengüter der Pfalzgrafen.
10. Burg Reichenstein sollen die Pfalzgrafen als Lehen behalten.
11. Die Vogteirechte zu Trechtingshausen und Heimbach, aus der die Eltern des Pfalzgrafen, Rudolf und Mechtild, zu Unrecht verdrängt wurden, sollen den Pfalzgrafen mit Ersatz der verlorenen Einkünfte zurückgegeben werden. Die vom Erzstift erbaute Heimburg soll abgebrochen werden, da sie die Pfalzgrafen an der Ausübung ihrer Vogteirechte hindert.
Innerhalb von 3 Tagen und 6 Wochen muss jede Partei das von den Schiedsleuten Auferlegte ausführen.
Ankündigung der Siegel von Johann von Erligheim, Siegfried von Venningen, Eberhard Kindelmann von Dirmstein und Heinrich Belchendal.
Als man zalte nach Cristus geburt druzehen hundert vier vnd vierzig Jar. an dem Samstage nach dem Pingstage. in der Stad ze Bingen.

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Persistente URL: https://archivum-laureshamense-digital.de/view/bhsa_ga_mu_oberamt_heidelberg_nr_1
URN: urn:nbn:de:bsz:16-diglit-471107   
DOI: 10.11588/diglit.47110
IIIF Manifest: https://archivum-laureshamense-digital.de/view/iiif/bhsa_ga_mu_oberamt_heidelberg_nr_1/manifest

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